…und was wir heute noch von ihnen lernen können!
Als Jörg Unkrig mich heute morgen anschrieb und mir von seiner Blogparade erzählte, war mein sofortiger Impuls: Da machst Du mit! 🙂 Erst einmal finde ich es großartig, sich immer weiter zu vernetzen und dann können ja auch die Inhalte an sich tolle Impulse sein und einen großen Mehrwert darstellen. Und dann dieses Thema: Vorbilder! Ich denke, wir hatten sie als Kinder doch alle in Comics und Zeichentrickfilmen. Was haben sie uns nicht alles gegeben: Hoffnung, Wünsche, den unbändigen Glauben an uns selbst! Heute hat sich die Wahrnehmung sicherlich ein kleines bisschen verschoben, weil mir mehr auf der Verstandesebene und nicht mehr so spielerisch wie früher unterwegs sind, dennoch gibt es sie doch immer noch in unserem Alltag: unsere Vorbilder (auch wenn wir heute vielleicht andere Worte für sie wählen). Vielleicht müssen wir uns einfach nur wieder mehr schulen, sie zu sehen und als solche zu erkennen… 🙂 Und dann war es vor wenigen Minuten der schnellste Blogartikel, den ich je verfasst habe. Das erkenne ich immer daran, wenn ich über Herzensthemen schreiben darf, von denen ich mir wünsche, dass sie auch Impulsgeber für andere sind.
Mit dem Begriff „Vorbild“ verbindet jeder seine eigene Geschichte und seine eigenen Erinnerungen, da bin ich ziemlich sicher. Aber wann genau haben sie ihre eigentliche Bedeutung für uns verloren?! In meiner Kindheit haben mir meine Vorbilder ganz klar eine Orientierung gegeben und waren gleichzeitig Motivation auch etwas gegen das Böse zu tun und sich mit anderen zusammenzuschließen, um das Gute siegen zu lassen. Was hat sich daran eigentlich geändert?! Warum sehen wir als Erwachsene andere Menschen nicht mehr so häufig als unsere Vorbilder an und bekennen uns dazu? Die, die sich für die Schwachen einsetzen, deren Leben sich nicht nur um sich selbst dreht oder deren Fokus nicht ausschließlich auf dem Erlangen und Präsentieren von Statussymbolen liegt und dem Erreichen von Macht?! Ist es schlichtweg „die Gesellschaft“? Vielleicht ist das zu einfach, denn lasst uns bei uns selbst bleiben. Alles, was ins Extreme abrutscht, gerät ins Ungleichgewicht, aber auch das setzt voraus, dass wir lernen, uns mit uns selbst wieder mehr auseinanderzusetzen. Warum fällt das vielen so schwer?! Mir gefällt der Gedanke, zu sagen XY sei mein Vorbild, denn das bietet mir doch Inspiration und die Möglichkeit, menschlich immer weiter zu wachsen…
„Die Menschen glauben den Augen mehr, als den Ohren. Lehren sind ein langweiliger Weg, Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziel führt.“
Lucius Annaeus Seneca
Wenn ich im Berufsleben unterwegs bin – ob nun als Mediatorin bei Familienstreitigkeiten, um gerade nochmal einem Gerichtsprozess zu entkommen, oder über Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz referiere, erkenne ich sehr oft Parallelen. Und wenn man den Kern der Menschen erreicht, erkenne ich oft ähnliche Bedürfnisse. Und sich dort wieder an das zu erinnern, was uns damals gestärkt hat und richtungsweisend erschien, gibt dann eben genau wieder diese Orientierung. Ich habe bereits in meinem vorletzten Blogbeitrag etwas über mein Vorbild aus Kindheitstagen geschrieben. Ganz hoch im Kurs stand ganz einfach Pippi Langstrumpf! 🙂 Damals wollte ich so sein wie sie: stark, liebenswürdig, selbstsicher und auch ein bisschen trotzig und frech. Vielleicht halte ich mich deshalb auch für etwas nostalgisch. Aus meiner Kindheit kann ich heute noch sehr viel Kraft schöpfen. Ich erinnere ganz bewusst die inneren Dialoge, die ich mich mit mir geführt habe, um mich nicht unterkriegen zu lassen, und die Orte, die ich aufgesucht habe, um mich zu schützen und wieder bei mir selber anzukommen – rein intuitiv…, an die Hörspielkassette, das Fotoalbum, das Kuscheltier, mein Haustier. Dann dachte ich an mein Vorbild und dann war auch irgendwann wieder alles gut.
Ich denke, dass wir Menschen uns wieder mehr Vorbilder nehmen sollten – und zwar nicht nur, wenn es um sportliche Ambitionen geht und man den Siegern von Wettkämpfen nacheifert, sondern auch, wenn es ganz einfach um das menschliche Miteinander in der Gesellschaft geht. Nur zu gerne lasse ich mich zum Beispiel von Menschen inspirieren, die Großartiges leisten und die Welt ein Stück besser machen. Das kann ich heute nicht mehr an Dichtern und Denkern oder Models, Sportlern oder Politikern festmachen – mich beeindrucken schon diejenigen, die einfach aufstehen, an ihre Kraft glauben, etwas aus ihrem Leben machen und etwas bewegen!
„Wollen Sie den Rest Ihres Lebens Zuckerwasser verkaufen oder die Chance haben, die Welt zu verändern?“
Steve Jobs
In meinen Augen macht ein Vorbild für mich heute vor allem aus, dass es eine Funktion ausübt oder einnimmt, die zum Wohl anderer beiträgt – sei es Mensch, Tier oder Natur. Wo ich damals Vorbildern nachgeeifert habe und Poster aus Zeitschriften die Wände in meinem Kinderzimmer gepflastert haben, beeindrucken mich heute Menschen sowohl in Managermagazinen als auch in Frauenzeitschriften oder Familienratgebern. Ich nicke insgeheim zustimmend, wenn diese nicht kommentarlos mit der Masse sondern auch mal gegen den Strom schwimmen, um das Gemeinwohl zu fördern und im Ergebnis sich selbst dadurch ja schließlich auch etwas Gutes tun.
Vielleicht hat sich die Bedeutung eines Vorbilds, und mit welchen Worten ich es beschreiben würde, heute mit 33 Jahren etwas verschoben und ich verbinde mit Vorbildern nicht mehr unbedingt etwas wie Helden- oder Heiligentum, dennoch gibt es durchaus Menschen, die mir als Beispiel dienen, weil sie ganz einfach meine Wertvorstellungen leben und mutig das anpacken, umsetzen und realisieren, was ich mich vielleicht bisher noch nicht ganz getraut habe.
Seit ich damit begonnen habe, mich aus dem Studium mit anschließend kurzer Elternzeit selbstständig zu machen, hielt ich an dem Vorsatz fest, durch meine Arbeit soziale Projekte in der ganzen Welt unterstützen zu wollen. Gerade in der Startphase war das nun wirklich etwas, mit dem man keine große Schritte machen könnte, aber es ging mir um den Symbolcharakter – Stichwort „Social Entrepreneurship“. Und auch das wurde ausgelöst von Menschen, die ähnlich unterwegs sind.
Ich denke, wir können alle füreinander in bestimmten Punkten ein Vorbild sein, wenn wir einfach auch bisschen mehr um uns herum bewusst wahrnehmen und nicht nur hektisch von einem Termin zum nächsten hetzen und in Egoismus verfallen. Es gibt Tage, da ist mein vierjähriger Sohn genau so mein Vorbild wie meine damalige Rechtsprofessorin – das hängt auch ein Stück weit von meiner Tagesverfassung ab oder von dem, was ich gerade angepackt habe. 🙂
Mich beeindrucken Menschen, die sich durch nichts unterkriegen lassen: durch keine Krankheit, keinen plötzlichen Verlust oder andere Schicksalsschläge in ihrem Leben, sondern aufstehen, kämpfen und jeden Tag aufs neue sagen: Ich will leben und mache das Beste aus jedem Tag. Menschen, die das authentisch leben und ausdrücken können, sind für mich Impulsgeber und auch Vorbilder, ja Vorbilder! Sicherlich nicht mehr so, wie ich Vorbilder früher verstanden und definiert habe, aber dennoch mit einer großen Bedeutung und von denen wir uns auch eine Scheibe abschneiden können. Ich habe im Jahr 2010 ein kleines Geschenkebuch zum Thema Verantwortung herausgebracht und genau daran muss ich bei diesem Artikel denken: Denn Verantwortung trägt jeder von uns und auch dafür können Vorbilder dienen.
„Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.“
Erich Kästner
Ich bin gerade sehr dankbar dafür, diese Gedankengänge nochmal bewusst durchlaufen und mir vor Augen geführt zu haben. Darüber werde ich morgen und darüber hinaus weiter Impulse entgegennehmen und gleichzeitig weitergeben. Vielleicht sind wir so ja auch ein „kleiner Tropfen, der den Stein höhlt und damit für andere zum Vorbild wird“, wie Du sagst. Danke für diese Möglichkeit, Jörg! 🙂
Herzlichst,
Deine Christin
Christin ist Wirtschaftspsychologin mit Studium der Rechtswissenschaften sowie Zertifikaten der Harvard University School of Public Health in „Health and Society“ und der University of California, Berkeley/USA in „The Science of Happiness“. Es ist ihr eine Herzensangelegenheit, Menschen in einer immer komplexer und hektischer werdenden Zeit auf dem Weg zu mehr Gesundheit, Wohlbefinden, innerer Zufriedenheit und Glück zu unterstützen. Das alles geschieht unter dem registrierten Markennamen „Mee(h)r Feel Good“ im ersten Feel Good Online Institut – auch um unter dem Grundsatz Sozialen Unternehmertums wohltätige Projekte in der ganzen Welt zu unterstützen = Feel Good². Ihre Themenschwerpunkte liegen dabei im ganzheitlichen Feel Good Management und dem neuen Forschungsfeld der Positiven Psychologie. Durch ihre Arbeit und Projekte kam sie 2011 unter die TOP 5 der EMOTION.Initiative „Frauen für die Zukunft“.
„Tu zuerst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche.“
Franz von Assisi
Liebe Christin,
i love it! Toller Beitrag und wieder neue Impulse zum Thema Vorbilder. Als ich Anfang Februar aus persönlichen Gründen meine Blogparade gestartet habe, ahnte ich nicht welch‘ große Ressonanz zurückkommt. Auch dein Beitrag begeistert mich!!
Auf bald
Jörg
Lieber Jörg,
herzlichen Dank für Deine Rückmeldung. Auch ich habe schon tolle Impulse durch Blogparaden erhalten – aber hier war es deshalb für mich so besonders, weil ich mich gedanklich wieder in die Kindheit begeben habe, woraus ich noch heute im Alltag viel Kraft ziehen kann. Danke dafür!
Ich bin sehr gespannt auf die Beiträge der anderen und freue mich auf einen weiteren Austausch. 🙂
Herzliche Grüße und alles Liebe,
Christin 🙂