Ein sehr aktueller Anlass hat mich dazu gebracht, in gerade mal einer Stunde einen neuen Blogartikel zu verfassen, den ich jetzt natürlich gerne mit Euch teilen möchte. Vielleicht erkennt der/die ein oder andere sich ja auch wieder – egal auf welcher von beiden Seiten. Ich habe mich nämlich vor ein paar Tagen mit einer Kollegin ausgetauscht, die mir von einem etwas unschönen Gefühl berichtet hat, das seitdem auch etwas mit mir persönlich gemacht hat. Dann holten mich ihre Worte den Tag über immer wieder mal ein und waren somit Auslöser für diesen kurzen Beitrag – einfach mal zwischendurch… Es geht um Gefühle von Neid, was sie mit der Positiven Psychologie zu tun haben, langfristig mit uns machen und was wir dagegen tun können. Ich freue mich natürlich auch hier wieder über Emails, Kommentare und Rückmeldungen… 🙂
Meine Kollegin berichtete von einer ganz aktuellen und plötzlichen Neid-Attacke aus ihrem nahen Umfeld. Beruflich ist sie erfolgreich, hat vor kurzem gerade -ganz nebenbei- ein zweites Standbein errichtet und man kann eigentlich nur staunend auf sie schauen und sagen:“ Boah, toll und Hut ab, was Du da auf die Beine gestellt hast und woher Du Deine Energie nimmst.“ Dabei ist sie noch so sympathisch, hat eine erfrischende Art, so dass man sie einfach gerne um sich hat. Besonders beeindruckend finde ich, dass sie selbst nie so gewirkt hat, als sei sie auf ihrem neuen Weg mit lauter Zweifeln unterwegs und sich auch noch nicht so richtig klar darüber, welchen Verlauf das Ganze eigentlich in kurzer Zeit nehmen wird.
Sie ist immer strahlend und selbstsicher aufgetreten und kam bei ihrer Vision ins Schwärmen. Der Eine schaut nun voller Beifall auf sie und andere wiederrum empfinden genau das Gegenteil: NEID. Gut, wir kennen nun alle den Spruch:“ Neid muss man sich verdienen, Mitleid bekommt man geschenkt!“ – aber was macht das nun mit uns in einer Situation ganz konkret?! Wenn wir mit Menschen eng und in einem sehr vertrauensvollen Verhältnis zusammenarbeiten, kann das uns allen ganz sicher ganz schön die Beine weghauen. Gerade wenn wir im Online Business unterwegs sind, ist nichts so einfach wie zum Beispiel anonym einen Shitstorm auszulösen, also eine Empörungswelle oder auch Sturm der Entrüstung. Wir können, ohne uns dazu zu bekennen, unserem Unmut und der Unzufriedenheit (vor allem uns selbst gegenüber) schnell Luft machen und sind das Gefühl dann für den Moment los. Was das mit der Person macht, die dies liest und wie sie sich fühlt, ist für diese Menschen in dem Moment zweitrangig.
Meine Kollegin wurde schlecht gemacht und persönlich angegriffen, von einer Person, der sie ihr Vertrauen geschenkt hat. Als Wirtschaftspsychologin im Trainings- und Beratungsbereich habe ich auch schon Seminare zum Thema „Mobbing“ durchgeführt: Ein Schwerpunkt lag dabei in der Problematik des Cybermobbings. Wenn Emotionen im Spiel sind, werden eigene Handlungen selten vorher rational abgewogen – da wird dann plötzlich raus- und zugehauen.
Emotionsforscher haben aber herausgefunden, dass Neid nicht grundsätzlich negativ behaftet ist. Es kann uns auch anspornen, inspirieren und motivieren. Wenn wir auf jemanden neidisch sind, haben wir unsere Situation mit seiner verglichen und dabei festgestellt, dass diese Person etwas hat, was wir ja eigentlich auch gerne hätten oder für erstrebenswert halten. Neid gilt in der katholischen Kirche dabei sogar als eine Hauptsünde.
Wenn mich etwas persönlich kränkt und trifft, erkläre ich mir erst im zweiten oder dritten Schritt (meistens aber vor allem, wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe), dass sich die Neider am meisten schaden und auch vergiften. Ich würde mir dann immer wieder erklären, dass es auf irgendeine Weise eine Form der Anerkennung ist, dennoch trifft es einen, wenn uns nahestehende Menschen gegenüber so agieren. Der Neid ist ja ein Signal, dass uns der Erfolg, eine bestimmte Situation oder ein Ereignis nicht gegönnt wird. Auch privates Glück und vor allem beruflicher Erfolg sind zwei sehr große Neidfaktoren.
In der Praxis der Positiven Psychologie findet man in Lehrbüchern und Praxisratgebern aufgezeigt, dass es bei Vergleichen von uns mit anderen, die etwas besser können als wir, zwei Möglichkeiten gibt: nämlich sich entweder bewundernd zu zeigen und sich davon inspirieren zu lassen für seine eigenen Tätigkeiten und Vorhaben, oder in einen Neidzustand zu verfallen. Psychologen und Forscher auf diesem Gebiet sprechen von positiven oder negativen Spiralen. Als ein Beispiel für eine solche negative Spirale kann der Neid hier sehr gut dienen.
„Der Hass ist ein aktives Missvergnügen, der Neid ein passives,
deshalb darf man sich nicht wundern,
wenn der Neid so schnell in Hass übergeht.“
Johann Wolfgang von Goethe
Wir Menschen können nun nicht glücklich und verärgert zur gleichen Zeit sein oder fröhlich und traurig – schon einmal darüber nachgedacht?! 🙂 Dankbar dafür zu sein, was wir selber haben, welches Glück wir mit anderen teilen und welche Erfolge auch schon Teil unseres Lebens waren, können helfen, Gefühle wie Neid sich gar nicht weiter entwickeln zu lassen.
(In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich etwas über Dankbarkeit schreiben, wie sie unser Wohlbefinden beeinflussen und weiterentwickeln kann und warum sie als Teil der Positiven Psychologie angesehen wird. Ich habe gerade in der letzten Zeit bewusst Situationen und Ereignisse in meinem Leben wahrgenommen, für die ich einfach dankbar bin – auch wenn es so anstrengende und zehrende Wochen waren. Zwischendurch weiß ich um meine Mechanismen, wende sie an, bin bewusst dankbar für viele Kleinigkeiten und das baut auf. Selbstverständlich können wir nicht den ganzen Tag über für alles mögliche dankbar sein, das fühlt sich sicher dann ganz bald nicht mehr authentisch und auch nicht mehr gut an. Aber wir können lernen, den Tag mit positiven Gedanken ausklingen zu lassen und den Schwerpunkt darauf zu legen, was gut gelaufen ist. Mehr dazu aber, wie gesagt, im nächsten Beitrag. 🙂 )
„Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.“
Wilhelm Busch
Diesbezüglich wird jeder mit seiner eigenen Geschichte und seinen eigenen Erfahrungen unterwegs sein und bestimmte Bilder im Kopf haben… Für die Zukunft möchte ich Dir nun drei Punkte aufzeigen, die in Neidsituationen vielleicht hilfreich sein können:
Hier nun ein paar Tipps für Dich, solltest Du in einer ähnlichen Situation sein oder Dich dafür wappnen wollen:
1. Umgang mit den eigenen Emotionen
Versuche bei Dir zu bleiben und Dir klarzumachen, dass es sich bei einer „Neidattacke“ der Person gegenüber um einen Umgang mit Emotionen handelt, die sie selbst ganz sicher nicht glücklich machen kann. Sei hingegen stolz auf das, was Du hast und wer Du bist! Das, was Du besitzt und was Du geleistet hast, wird als etwas Tolles und Positives eingeschätzt, wahrgenommen und bewertet. Verwandle es also in etwas Positives. Nur Du weißt um den Einsatz und was Du dafür alles in Bewegung gebracht und umgesetzt hast. Nur Du kennst Deine Geschichte! Schlafe eine Nacht drüber, oft verfliegen dann schon Gefühle, die in diesem Fall Traurigkeit und Unverständnis dafür ausgelöst haben.
2. Was es über die (neidende) Person aussagt
Ganz bestimmt kennt jeder diesen negativen Gefühlstand „Neid“, was auch eine ganz natürliche Gefühlsregung ist. Forscher sagen, dass Neid in den Genen liegt und überhaupt in der Evolution eine wichtige Rolle beim Umgang mit Ressourcen gespielt hat. Wir wollten mehr haben als die anderen. Ich finde, da braucht man im Alltag und im allgemeinen Umgang der Gesellschaft miteinander nicht weit schauen und lange suchen, um ein Beispiel parat zu haben, oder?! Einige Wissenschaftler nennen in diesem Zusammenhang auch Begriffe wie Ärger, Traurigkeit und Wut. Wenn wir uns das klarmachen erkennen wir doch, dass es der Person, die sich uns gegenüber neidisch und schädigend zeigt, eigentlich „zu bedauern“ ist.
3. Platz für offene Kommunikation?!
Versuche, je nach Situation, offen damit umzugehen. Hier geht es selbstverständlich auch um das jeweilige Verhältnis zu der Person und der entsprechenden Situation an sich, aber Konflikte offen anzusprechen und vielleicht auch so schon „zu entschärfen“, kann schon ein Schritt zur Lösung sein – für beide Seiten (Ich merke gerade, dass das vor unserem Themenmodul „Konflikte“ einen weiteren Blogeintrag wert wäre 😉 ) Jeder Mensch hat die Chance, auch produktiv mit solchen Gefühlen umzugehen und zu erkennen, was man dadurch über sich selbst lernen und als Erkenntnis gewinnen kann. Mir dient hier wieder das Beispiel: „Das Glas ist entweder halb leer oder halb voll“: Es liegt an jedem einzelnen, sich mit anderen zu vergleichen, die mehr haben, oder eben die weniger haben als wir.
Wenn Du Dich selbst schon einmal in der Situation gesehen hast, dass Du auf jemanden oder etwas neidisch warst, versuche den Gesamtzusammenhang zu begreifen und ihn Dir zu erschließen. Du weißt nicht, was derjenige dafür leistet/geleistet hat oder welchen Preis er überhaupt dafür gezahlt hat und ob Du vor diesem Hintergrund überhaupt dazu bereit wärest. Auch das, finde ich, relativiert immer schon einiges… Versuche auch Dein Selbstwertgefühl zu trainieren und Dich selbst „weniger anfällig“ zu machen. Ansonsten läufst auch Du die Gefahr einer Negativspirale, die ich oben schon erwähnt habe. Vielleicht hat auch die Person, die Du beneidet hast, ihre eigenen Sorgen, Probleme und Ängste (ganz sicher sogar), die nicht gleich und für jedermann offensichtlich sind.
„Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten.“
Oscar Wilde
Fazit
Neidgefühle (negativer Art!) sind langfristig nicht gut für uns, nicht gesund und schaden unserem Wohlbefinden. Durch Neidgefühle verschließen wir uns der Möglichkeit, dankbar für das zu sein, was WIR schon besitzen (materiell und vor allem immateriell), was langfristig die Unzufriedenheit noch weiter fördern wird. Deswegen sollten wir versuchen, in uns das Positive zu sehen, unsere Gefühle zu analysieren und zu erkennen, warum es dazu kommt. Konzentriere Dich auf Deine Stärken und Fähigkeiten, denn Neidgefühle können in körperlichen Beschwerden bis hin zur Depression münden. Sorge für Dich und Deine Gesundheit und reflektiere Dich von Zeit zu Zeit – egal auf welcher Seite Du Dich jetzt vielleicht erkannt haben magst.
Mit den besten Wünschen für Dich!!
Herzlichst, Deine Christin